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„Disruption Baby“ oder was passieren muss, damit der Mittelstand innovativ bleibt

In Europa wird neidisch vom Mittelstand in Deutschland berichtet. In England beispielsweise gibt es keine Übersetzung für den Begriff und so kommt es, dass auf der Insel mit einer guten Portion Ehrfurcht vom „German Mittelstand“ gesprochen wird.

Doch was macht den deutschen Mittelstand so innovativ? Was zeichnet ihn aus? Dazu haben wir in einem DeskResearch Studien analysiert und überraschende Ergebnisse herausgearbeitet.

Optimale wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Innovation

Der deutsche Mittelstand findet herausragende, wirtschaftliche Rahmenbedingungen vor. Da ist Deutschland mit seiner geopolitischen Lage in der Mitte Europas zu nennen. Als größte europäische Volkswirtschaft schafft Deutschland eine große Binnennachfrage. Die Wirtschaftspolitik ist liberal gekennzeichnet und bietet optimale, flexible Bedingungen für Unternehmen und ihre Innovationen. Hinzu kommen durch das duale Bildungssystem sehr gut qualifizierte Mitarbeiter. Das sind Grundvoraussetzungen, die auch für kleine und große Unternehmen gelten. Allerdings schneiden laut einer Studie von GE Capital 80% der Mittelständler im Bereich der operationalen Umsetzung besser ab als Großunternehmen. Was ist der Grund dafür?

Der Mittelstand ist jung und flexibel

Nur ein Viertel der mittelständischen Unternehmen ist älter als 50 Jahre. Das Durchschnittsalter der Unternehmen liegt bei 33 Jahren. Mittelständische Unternehmen stellen sich flexibler auf Marktveränderungen ein, da sie in der Regel breit aufgestellt sind. Sie betreuen neben der Binnennachfrage auch globale Märkte. 29% beschränken sich laut der oben genannten Studie auf lokale Märkte während 47% weltweit tätig sind. Nach den turbulenten Zeiten um 2008 waren immer noch 96% der mittelständischen Unternehmen weiter am Markt engagiert. Das zeigt, dass der Mittelstand widerstandsfähiger und flexibler ist. Denn oberstes Ziel des Mittelstands ist es, unabhängig zu bleiben. Deshalb lagern auch nur 6% der Unternehmen mehr als 30% der Fertigung laut GE Capital aus.

Kundenbedürfnisse verändern sich immer schneller

Anstelle Prozesse wie in Großunternehmen zu dokumentieren und abzusichern, werden Abläufe im Mittelstand schneller an die Kundenbedürfnisse angepasst. Das macht sie dynamischer und es hängt viel am Vertrauen in die Führungskräfte und die Mitarbeiter des Mittelstands, so Herbert Paul, Professor für Unternehmensführung, Internationales Management und Betriebswirtschaftslehre in Mainz. Das Innovationsmanagement kann sich folglich komplett auf die Findung und Entwicklung von Geschäftsideen konzentrieren, anstelle die Arbeit mit Protokollen und Meetings rechtfertigen zu müssen. Denn das ist auch nötig. 54% der Führungskräfte sind laut GE Capital der Meinung, dass sich die Kundenbedürfnisse schneller verändern werden und dass Unternehmen davon profitieren können, wenn Sie Innovationsmanagement strategisch und ernsthaft betreiben.

In die Zukunft investieren

So belegen mittelständische Firmen schnell Nischen und sind als „Hidden Champion“ häufig Weltmarktführer, wie das Manager Magazin regelmäßig und anschaulich dokumentiert. Aus Innovationssicht ist der Mittelstand deshalb so erfolgreich, weil er laut oben genannter Studie durchschnittlich 5% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung reinvestiert. Doch der Erfolg kommt nicht von allein. Dazu ist eine strategische und inhaltliche Positionierung der Kompetenz für Produkte und Dienstleistungen notwendig. Nur so kann der Wettbewerb langfristig abgegrenzt werden und genau das ist auch notwendig. Denn wir befinden uns vor einer der größten technischen und wirtschaftlichen Umwälzungen.

Die digitale Transformation ist in voller Fahrt

Erste Anzeichen sehen wir bei der Globalisierung, dispruptiven Geschäftsmodellen und der Maschinenintelligenz .Wenn Sie heute ein Produkt via Internet bestellen, dann wird es nicht nur pünktlich geliefert sondern der Absender kommt immer häufiger aus Asien. Airbnb und Uber bringen durch Ihr plötzliches Auftauchen bisher vom Staat gut geschützte und etablierte Branchen ins straucheln. Der Trend des Coworking wird in nicht allzu ferner Zeit bereits wieder abgelöst. Unternehmen wie Automated Insights generieren in den USA heute schon automatisch Geschäftsberichte für Unternehmen und Spielberichte für die Baseball League – und das alles ohne menschliches Zutun. Das ist erst der Anfang. Die digitale Transformation ist in voller Fahrt.

Fachübergreifende Teams für mehr Geschäftserfolg

Hinzu kommt: In Bezug auf Technik und Geschäftsmodelle werden erfolgreiche Produkte immer komplexer. Als Konsequenz sollten mittelständische Unternehmen ihre Produkte nicht mehr aus den Silos und im Wasserfall-Modus entwickeln. Denn dieser Prozess ist langsam und aufwendig. Das neue Paradigma heißt Multidisziplinarität – also fachübergreifende Arbeiten. Erfolg werden die Unternehmen haben, die Ihre Fachbereiche so zusammenschalten, dass eine neue Art des Arbeiten entsteht. Neue Verfahren und Methoden wie Design Thinking, Lean Start up oder agiles Arbeiten sind die Vorboten dieser neuen Arbeitskultur und werden Einzug in den Unternehmensalltag halten. Eindrucksvoll wird die Innovationsmethoden Design Thinking bespielsweise im Harvard Business Review (September 2015) und im Manager Magazin (Februar 2016) beschrieben. Für den Mittelstand werden bei Einsatz dieser Methoden die Anzahl der seriösen Wahlmöglichkeiten für innovative Produkte und Dienstleistungen erhöht. Unternehmen, die diesen Trend erkennen, werden langfristig mehr Erfolg haben und schneller auf Marktveränderungen reagieren können. 

Wie schrieb die FAZ erst kürzlich: “Disruption Baby!”

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